Erleben, Entdecken, Erinnern: 3. Tag der Industriekultur Brandenburg

Die Zeit überdauert: An vielen Industriekulturstandorten Brandenburgs sind noch beeindruckende Industrieanlagen zu bewundern, wie hier Tagebaugeräte auf dem Gelände der Energiefabrik Knappenrode, Foto: Nada Quenzel, Energiefabrik Knappenrode

Senftenberg, 13. Juni 2025 (tpr) – Zeitreise in die Ära der rauchenden Schlote, der Förderbänder und Lastenkähne: Am 9. August 2025 öffnen sich in ganz Brandenburg wieder Tore zu historischen Fabriken und Werkstätten, zu faszinierenden Industrieanlagen und außergewöhnlichen Technikmuseen. Das Land feiert den 3. Tag der Industriekultur Brandenburg. Zahlreiche Originalschauplätze zwischen Prignitz und Lausitzer Seenland bieten seltene Einblicke, Rundgänge, Ausfahrten, Mitmachangebote und Kunst an ungewöhnlichen Orten. Es ist ein Entdeckerfest für Familien und Technikbegeisterte. Das sind die Highlights in den verschiedenen Regionen.

Ruppiner Seenland: Entdeckertag in der Ofenstadt

Den offiziellen Auftakt zum Tag der Industriekultur Brandenburg gibt in diesem Jahr das Ofen- und Keramikmuseum Velten im Ruppiner Seenland, etwa 30 Kilometer südöstlich von Neuruppin. Einst war Velten mit zahlreichen Fabriken das Zentrum der Kachelofenproduktion in Deutschland. Heute befindet sich hier, in einer historischen, denkmalgeschützten Ofenfabrik, das älteste Ofenmuseum der Republik. Besucher begeben sich auf Entdeckerradtour und Führungen durch das Werk, erleben eine Vorführung der Kachelpresse sowie ein Harfenkonzert in der Dampfmaschinenhalle. Der Förderverein lädt zu Kaffee und Kuchen. Für Kinder öffnet die TonEntdecker-Werkstatt. Beginn ist zehn Uhr mit der Entdeckerradtour. Infos unter www.okmhb.de/tagderindustriekultur 

Ofen- und Keramikmuseum Velten
Wilhelmstraße 32
16727 Velten

Barnimer Land: Glaskunst am Grimnitzsee

Kunst, Tradition und Technik in idyllischer Naturkulisse: In der Grimnitzer Glashütte im Barnimer Land, mitten im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin erleben Gäste bei den 18. Grimnitzer Glastagen das lebendige Handwerk der Glaskunst – mit Schauvorführungen an Schmelzofen und Brenner, Verkaufsständen und einer kleinen historischen Ausstellung. Kunsthandwerker, Künstler und Besucher aus ganz Deutschland und dem Ausland kommen zusammen, um die Vielfalt und Schönheit der Glaskunst zu feiern. Die Glaswerkstatt, die direkt am naturnahen Grimnitzsee mit Wanderwegen und Badestellen liegt, öffnet zwischen elf und 17 Uhr. Eintritt: 3,50 Euro, bis 14 Jahre frei. Infos unter www.glashuettegrimnitz.de 

Grimnitzer Glaswerkstatt
Grimnitzer Straße 11g
16247 Joachimsthal

Prignitz: Von Nähmaschinen und Lokomotiven

„Stadt der Nähmaschinen“: Diesen Beinamen trug Wittenberge über Jahrzehnte mit Stolz. Auf die Gründung des Singer-Werkes im Jahr 1903 folgte eine lange Blütezeit für das zwischen Hamburg und Berlin direkt an der Elbe gelegene Industriestädtchen. Der größte freistehende Uhrenturm auf dem europäischen Festland kündet davon. Am Tag der Industriekultur führt der „Reichsbahnobersekretär“ durch den Historischen Lokschuppen Wittenberge, der heute das größte Eisenbahnmuseum Brandenburgs beherbergt. Besucher erhalten außerdem exklusiven Zugang zum Uhrenturm mit Blick über das frühere Singer-Gelände und Informationen zur Geschichte der Nähmaschinenproduktion. Die Führung beginnt elf Uhr an der Touristinformation Wittenberge und kostet für Erwachsene acht, für Kinder vier Euro. Eine Voranmeldung ist nicht erforderlich. Infos: www.wittenberge.de 

Touristinformation Wittenberge
Paul-Lincke-Platz 1
19322 Wittenberge

Fläming: Filigranes im Urstromtal

Sie war einst die bedeutendste Glasfabrik in Brandenburg: die Baruther Glashütte, 60 Kilometer südlich von Berlin idyllisch im Baruther Urstromtal gelegen. Gegründet wurde die Fabrik bereits 1716. Seinen Durchbruch erlebte der Standort jedoch erst Mitte des 19. Jahrhunderts mit Lampenschirmen aus Milchglas. Heute engagieren sich Kulturvereine und Privatpersonen um die Wiederbelebung des denkmalgeschützten Museumsdorfes. Am Tag der Industriekultur laden sie zur Führung über das Areal ein. Im Anschluss zeigen Mariko Seki und Pavel Hasala die Kunst des Glasblasens in Aktion. Zudem sind weitere Werkstätten und Läden sowie Galerie und Hüttenbahnhof mit Ausstellungen geöffnet. Die Führung beginnt 14 Uhr. Der Museumseintritt beträgt sechs, ermäßigt 3,50 Euro, Führung und Vorführung sind kostenfrei. Infos: www.baruther-glashuette.de 

Museum und Glasstudio Baruther Glashütte
Hüttenweg 20    
15837 Baruth/Mark

Spreewald: Erlebnis Eisen

Die Nutzung von Eisen war ein Meilenstein in der Menschheitsgeschichte. Einen seltenen Einblick in die Frühzeit der Gewinnung des Metalls gibt am Tag der Industriekultur das Hüttenmuseum Peitz, etwa zehn Kilometer südöstlich von Cottbus. Die Besucher erleben, wie Handwerker aus Lehm den Nachbau eines prähistorischen Schmelzofens zur Eisenverhüttung, einen sogenannten Rennofen, errichten. Mehr als 1000 Jahre hatte sich die Erfindung bewährt, bevor sie im Mittelalter von einer Weiterentwicklung abgelöst wurde. „Vom Rennofen zum Hochofen“: Das ist das Motto, unter dem das Hüttenmuseum auf dem Gelände des ehemaligen königlichen Hüttenwerkes mit Schlüsseltechnologien der Eisengewinnung bekannt macht und zugleich von der Geschichte des einstigen Industriestandortes erzählt. Auch Schaugießen und Schauschmieden stehen auf dem Programm. Das Museum öffnet von zehn bis 17 Uhr. Zwölf und 16 Uhr starten Führungen. Der Museumseintritt beträgt 3,50, ermäßigt 2,00 Euro. www.peitz.de/Industriekultur 

Hütten - und Fischereimuseum
Hüttenwerk 1
03185 Peitz

Lausitzer Seenland: Blick ins Kommandodeck der F60

80 Meter hoch, 500 Meter lang, 11 000 Tonnen schwer: Das Förderbrückengerät „F60“ in Lichterfeld-Schacksdorf am Bergheider See im Süden Brandenburgs ist das beeindruckendste Relikt der Bergbauära in der Lausitz. Bei der zweistündigen Spezialführung „F60 Sonderschicht“ erhalten Gäste am Tag der Industriekultur exklusive Einblicke in sonst verschlossene Bereiche wie Rechnerhaus und Leitstand. Von hier wurde die größte bewegliche Arbeitsmaschine der Welt gesteuert. Erhaltene Schaltpulte, Schaltbilder und Fernmeldegeräte zeigen authentische und zum Teil wieder funktionsfähige Technik der 1980er Jahre. Das Besucherbergwerk ist von zehn bis 20 Uhr geöffnet. Die Spezialführungen „F60 Sonderschicht“ starten elf und 14 Uhr. Information und Buchung unter www.f60.de  

Besucherbergwerk F60 
Bergheider Str. 4
03238 Lichterfeld

Lausitzer Seenland: Lost-Place-Feeling in der Stadt der Hüte

„Stadt der Hüte“: Das war Guben um die Jahrhundertwende. Die Stadt an der Neiße, etwa 30 Kilometer südöstlich von Cottbus, zählte zu den wichtigsten Produktionsstandorten für Filzhüte in Europa! Das Stadt- und Industriemuseum Guben in der ehemaligen Hutfabrik Wilke erinnert an die glorreiche Ära. Ein weiterer stiller Zeitzeuge ist das einstige Wohnhaus der Tuchfabrikantenfamilie Lehmann. Das Denkmal stand viele Jahre leer und wird in Kürze mit einer neuen Nutzung revitalisiert. Am Tag der Industriekultur Brandenburg können Interessierte einen letzten Blick in das Foyer der einst prunkvollen Villa werfen. Dazu gibt es eine Ausstellung mit Informationen zur Geschichte des Hauses sowie künstlerischen Innenaufnahmen des Fotografen Lars Wiedemann. Die Villa Lehmann ist von 13 bis 16 Uhr geöffnet, der Eintritt kostet 1,50 Euro. www.museen-guben.de  

Villa Lehmann 
Alte Poststraße 63    
03172 Guben 

Lausitzer Seenland: Auf dem Weg der Kohle

Fast 80 Jahre lang wurde in Knappenrode, etwa zehn Kilometer südwestlich von Hoyerswerda, Rohbraunkohle zu Briketts veredelt. Heute ist die vollständig erhaltene Fabrik ein begehbares Industrieensemble mit Seltenheitswert. Kohlebunker, Pressen, Trockner, Arbeitsplätze, Maschinen, Werkstätten und Schaltanlagen: Nur wenige Orte bieten einen so detailreichen Einblick in die Arbeitswelt der DDR-Kohleindustrie. Den Tag der Industriekultur gestaltet das Museum mit einer geführten Fahrradtour und Rundgängen durch die Fabrik und über das Außengelände. Die Radtour startet 10:30 Uhr, die weiteren Führungen elf und 14 Uhr. Die Kosten für die Führungen betragen neun, ermäßigt sieben Euro. Museumseintritt ist inklusive. Informationen zum Angebot und Reservierungsmöglichkeiten: www.energiefabrik-knappenrode.de  

Energiefabrik Knappenrode
Werminghoffstraße 20
02977 Hoyerswerda/OT Knappenrode

Einen Überblick über diese und weitere Angebote am 3. Tag der Industriekultur Brandenburg am 9. August 2025 liefert das Touristische Netzwerk Industriekultur in Brandenburg unter www.industriekultur-brandenburg.de 

Herausgeber:
Tourismusverband Lausitzer Seenland e. V. 
Touristisches Netzwerk Industriekultur in Brandenburg
Am Stadthafen 2
01968 Senftenberg
www.industriekultur-brandenburg.de  

Über Tag der Industriekultur Brandenburg:
Der Tag der Industriekultur Brandenburg wurde 2023 ins Leben gerufen und findet seither jährlich am zweiten Augustwochenende statt. Ziel ist es, das industrielle Erbe des Landes sichtbar zu machen und für ein breites Publikum erlebbar zu gestalten. Die Veranstaltung wird vom Touristischen Netzwerk Industriekultur Brandenburg gemeinsam mit dem Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. organisiert und vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg gefördert.

Über Touristisches Netzwerk Industriekultur in Brandenburg:
Das Touristische Netzwerk Industriekultur in Brandenburg (www.industriekultur-brandenburg.de) setzt sich für den tourismusfachlichen Austausch der bedeutendsten Industriekulturorte im Bundesland ein, organisiert gemeinsame Marketingmaßnahmen und knüpft Kooperationen mit touristischen Partnern, um die Industriegeschichte als Thema und Ausflugsziel bekannter zu machen. Im Netzwerk eingebunden ist die ENERGIE-Route der Lausitzer Industriekultur, deren Standorte die Entwicklung des Lausitzer Bergbaus und der Energiegewinnung thematisch zusammenfassen und erlebbar machen.

Das Netzwerk wurde im Juli 2017 als Interessengemeinschaft in Potsdam gegründet. Es arbeitet mit dem bzi - Berliner Zentrum Industriekultur und dem Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. zusammen. Gefördert wird die Netzwerkarbeit mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.