Wildnis auf Rädern: Mit dem Rollstuhl im winterlichen Nationalpark unterwegs

Ranger Herrmann Josef Joepen begleitet Menschen mit und ohne Behinderung auf dem barrierefreien Naturerlebnisweg durch den „Wilden Kermeter“ im Nationalpark Eifel. Foto: Hans-Dieter Budde/Deutsche Bahn AG

Erfurt, 23. November 2017 (tpr) –  Echte Wildnis ist in Deutschland rar. Doch es gibt auch hier Landstriche, in denen sich die Natur weitestgehend selbst überlassen ist: Nationalparks. Weniger als ein Prozent der Fläche der Bundesrepublik entfällt auf die 16 Gebiete mit diesem höchsten Naturschutzstatus. Es sind beliebte Reiseziele. Und dass naturnah nicht automatisch unzugänglich für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen bedeutet, beweist die Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland. Rollstuhlgerechte Wanderungen und barrierefreie Informationszentren bringen auch Menschen mit Handicap auf Tuchfühlung mit der Natur.

Nationalpark Sächsische Schweiz

Tafelberge, bizarre Felsformationen, Weite: willkommen im deutschen Monument Valley. Die Sächsische Schweiz unweit von Dresden ist eine der spektakulärsten Naturlandschaften Europas. Über 93 Quadratkilometer davon sind Nationalpark. Es ist nicht nur ein beliebtes Wandergebiet, sondern auch das Zuhause einer reichen Tier- und Pflanzenwelt. Im Winter zeigt sich das Schutzgebiet wie verwunschen. Tiefer Frieden und eine unglaubliche Stille ist dann hier erfahrbar.

Für Rollstuhlfahrer ist die drei Kilometer lange, barrierefreie Tour von Hohnstein zur Brandaussicht ganzjährig geeignet – passende Witterung vorausgesetzt. Es gibt kaum Steigungen und der Weg ist breit und gut befestigt. Die Brandaussicht, auch „Balkon der Sächsischen Schweiz“ genannt, entschädigt mit einem fantastischen Panoramablick für die Anfahrt. Danach geht es in die rustikale, barrierefrei zugängliche Brand-Baude, wo sich Wanderer am Kaminofen wärmen und mit guter sächsisch-böhmischer Küche stärken. Gleich neben dem Restaurant befindet sich die stufenlos zugängliche Nationalpark-Informationsstelle Brand mit einem Reliefmodell der Nationalparkregion.

In Bad Schandau lohnt sich der Besuch des Nationalparkzentrums mit seiner interaktiven Erlebnisausstellung. Sehbehinderte, Hörgeschädigte und Lernbehinderte können spezielle Führungen vereinbaren. Der Kino- und Vortragssaal  ist mit Induktionsschleifen ausgestattet, die Hörgeräteträgern einen qualitativ hochwertigen Klang ermöglichen. Von Bad Schandau aus geht es weiter mit einer Straßenbahnfahrt durch das wildromantische Kirnitzschtal. Die seit 1898 bestehende Straßenbahnlinie führt europaweit als einzige durch einen Nationalpark. Der Einstieg am Kurpark und der Ausstieg am Lichtenhainer Wasserfall sind rollstuhlgerecht gestaltet.

Nationalpark Eifel

Rund 17 Quadratkilometer größer als der Nationalpark Sächsische Schweiz und fast 700 Kilometer weiter westlich liegt der Nationalpark Eifel. Zwischen  Bachtälern und Buchenwäldern leben Wildkatzen, die hier „Kleine Eifeltiger“ heißen, Rothirsche und Biber. Über 2000 bedrohte Tier- und Pflanzenarten haben ihr Zuhause im Schutzgebiet gefunden. Auch der Nationalpark Eifel hat sich auf Menschen mit Behinderungen eingestellt. Auf einem Bergrücken zwischen Rursee und Urftsee liegt ein über sechs Kilometer langes barrierefreies Wegenetz, der Natur-Erlebnisraum Wilder Kermeter. Hier lauschen blinde Wanderer auf Sinnesliegen dem Knacken der Bäume und dem fernen Röhren der Hirsche. Am Felsvorsprung Hirschley genießen Rollstuhlfahrer nicht nur den Panoramablick auf den Rursee, sondern auch die Rast an unterfahrbaren Tischen. Für Schwerhörige und Gehörlose bieten Ranger in Zusammenarbeit mit einem Gehörlosenheim Führungen in Gebärdensprache an.  

Immer sonntags, auch im Winter, startet die dreistündige kostenfreie Rangertour Wilder Kermeter, die Menschen mit und ohne Behinderungen zusammenführt. Es geht vorbei an historischen Köhlerplätzen und an riesigen Rotbuchen. Schwerhörige Menschen sollten sich bei der Nationalparkverwaltung Eifel anmelden, damit ihnen der Ranger einen mobilen Hörverstärker mitbringen kann. Die Tour findet bei jedem Wetter statt, denn der Wanderweg zählt zu den Winterwanderwegen des Nationalparks Eifel und wird bei Bedarf von Schnee befreit.

Im barrierefreien Nationalpark-Zentrum Eifel in Vogelsang rückt die interaktive Ausstellung „Wildnis(t)räume“ das Thema biologische Vielfalt ins Zentrum. Hier erfahren Besucher, wie der Urwald von morgen entsteht oder wie Tiere ganz ohne GPS immer den richtigen Weg finden. Alle Informationen sind in Gebärdensprache übersetzt, für blinde Besucher gibt es Audiodeskriptionen und Brailleschrift.

Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer

Eine ganz andere Wildnis lässt sich im Norden Deutschlands erleben: das Wattenmeer. Im Wasser sowie in und auf Watt, Sandbänken, Dünen, Salzwiesen, Mooren und Heideflächen leben etwa 10 000 Pflanzen- und Tierarten. Diese Vielzahl und Vielfalt findet man nirgendwo sonst auf der Welt. Seit 1986 ist das Niedersächsische Wattenmeer als Nationalpark geschützt. Mit rund 3450 Quadratkilometern ist es der zweitgrößte Nationalpark Deutschlands.

Wie tausende winzige Spaghettihaufen sehen sie aus, die Kotablagerungen des Wattwurms im Niedersächsischen Wattenmeer. Sie geben nicht nur ein originelles Fotomotiv ab, sondern sind von zentraler Bedeutung weiterer Arten im Wattboden. Am besten zu sehen sind sie bei einer geführten Wattwanderung. Menschen im Rollstuhl können im Wangerland und in Norddeich Wattmobile ausleihen, das sind große Dreiräder mit Ballonreifen. Diese lassen sich leicht schieben und versinken nicht im weichen Wattboden.

Wattwanderungen sind vor allem im Sommer beliebt. Im Winter aber sind auch die Nationalparkhäuser und Nationalpark- und UNESCO-Weltnaturerbe-Zentren einen Ausflug wert. In der kalten Jahreszeit geöffnet und barrierefrei zugänglich sind die Zentren in Wilhelmshaven und Norderney sowie die Nationalparkhäuser auf Wangerooge, in Norddeich mit der Seehundstation, auf Spiekeroog und auf Anfrage in Dornumersiel.

Weitere Ideen für barrierefreie Naturerlebnisse liefern die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft barrierefreier Reiseziele auf ihrer Website www.barrierefreie-reiseziele.de.■

Webadressen zu den vorgestellten Nationalparks

Nationalpark Sächsische Schweiz: www.nationalpark-saechsische-schweiz.de
Barrierefreie Sehenswürdigkeiten und Unterkünfte: www.saechsische-schweiz-barrierefrei.de

Nationalpark Eifel: www.nationalpark-eifel.de
Barrierefreie Unterkünfte im Nationalpark Eifel: www.nationalpark-gastgeber.eu

Nationalpark Wattenmeer: www.nationalpark-wattenmeer.de
Barrierefreien Unterkünfte und Sehenswürdigkeiten am Niedersächsischen Wattenmeer: www.ostfriesland.de/service/barrierefreier-urlaub.html

Online-Pressebereich mit Bildarchiv zum Thema Nationalpark

www.press-area.com/ag-barrierefrei/bildarchiv/thematische-bildarchive/wanderungen-im-nationalpark.html

Herausgeber:
Arbeitsgemeinschaft "Barrierefreie Reiseziele in Deutschland"
vertreten durch Erfurt Tourismus und Marketing GmbH
Benediktsplatz 1
99084 Erfurt
www.barrierefreie-reiseziele.de    

Pressekontakt:
Angela Zimmerling
THIEL Public Relations e. K.
Ostra-Allee 35
01067 Dresden
Telefon: +49 351 31406966
E-Mail: azimmerling(at)thielpr.com

Über die Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland:

Zehn deutsche Urlaubsregionen und Städte haben sich seit 2008 zur Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland zusammengeschlossen. Gemeinsam leisten sie Pionierarbeit bei der Entwicklung von Reiseangeboten für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen, mit Hör-, Seh- und Lernbehinderungen, für Gehörlose und Blinde sowie für Familien und Senioren. Zu den Mitgliedern gehören die Regionen Eifel, Ostfriesland, Sächsische Schweiz, Südliche Weinstraße, das Fränkische, Lausitzer und Ruppiner Seenland, außerdem die Städte Erfurt, Magdeburg und Rostock.

Kooperation mit Deutscher Bahn AG:

Seit 2008 arbeitet die Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland eng mit der Deutschen Bahn AG (DB) zusammen. Im Rahmen dieser Kooperation entstanden individuelle Mobilitätspakete bzw. Reiseangebote, welche auf die Wünsche und Bedürfnisse mobilitätseingeschränkter Urlauber abgestimmt sind.
www.bahn.de/reiseziele-barrierefrei

Fördermitglied der Deutschen Zentrale für Tourismus:

Seit 2010 ist die Arbeitsgemeinschaft Barrierefreie Reiseziele in Deutschland Fördermitglied der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT). Die DZT ist das nationale "Tourist Board" mit Hauptsitz in Frankfurt am Main. Sie entwickelt und kommuniziert Strategien und Produkte, um das positive Image der deutschen Reisedestinationen im Ausland weiter auszubauen und den Tourismus nach Deutschland zu fördern. Dabei bewirbt sie konsequent die vorbildlichen barrierefreien Angebote in Deutschland.
www.germany.travel