Raus aus der Stadt, rein ins Abenteuer Industriekultur: Fünf Ausflüge ins Berliner Umland

Unter dem Titel „Zukunft der Vergangenheit – Industriekultur in Bewegung“ der Initiative Kulturland Brandenburg laden Brandenburger Industriekulturorte Berliner Familien im Sommer zur Spurensuche ein.

Alte Werkslokomotive auf dem Landgut Stober. Foto: Julia Linke

Alte Werkslokomotive auf dem Landgut Stober. Foto: Julia Linke

Senftenberg, 6. Juli 2021 (tpr) – Berlin wurde aus dem Kahn erbaut, sagt man. Und tatsächlich, ohne Ziegel, Kohle, Glas, Gusseisen und viele weitere Ressourcen aus dem Umland hätte es den Boom der Hauptstadt nicht gegeben. In den Ferien und darüber hinaus können Familien aus Berlin den Weg der Materialien zurückverfolgen – bis zu spannenden und authentischen Industriekulturorten auf dem Lande. Fünf Ideen für lehr- und erlebnisreiche Ausflüge.

Kalkstein für das Brandenburger Tor: Museumspark Rüdersdorf

Olympiastadion, Brandenburger Tor und Berliner Dom haben eines gemeinsam: Sie alle wurden mit Kalkstein aus Rüdersdorf gebaut. Schon seit 765 Jahren wird das begehrte Baumaterial hier, im Osten der Hauptstadt, gebrochen und verarbeitet. Noch heute verlassen jedes Jahr über zwei Millionen Tonnen Zement den Ort. Der Museumspark Rüdersdorf verknüpft Vergangenheit mit Gegenwart. Familien können in Ausstellungen und Mitmachangeboten nicht nur in die Industriegeschichte eintauchen, sondern auch einen Blick in den aktiven Kalksteintagebau werfen.

Einen Überblick über das 17 Hektar große Gelände mit Kammer- und Rumfordöfen und der markanten „Kathedrale des Kalks“ erhalten kleine und große Besucher bei einer zweistündigen Familienführung. Alternativ können Familien auch an geologischen Führungen in den aktiven Tagebau teilnehmen und hier sogar nach Fossilien suchen. Denn vor 250 Millionen Jahren war die Region noch Meeresgrund. Davon erzählt das Gestein mit zahlreichen spannenden Einschlüssen.

Veranstaltungstipp: Vom 10. bis 11. Juli feiert der Museumspark Rüdersdorf ein Sommerfest mit Bogenschießen, Stempelstationen und Kinderbühnenprogramm.

Anreise aus Berlin: mit S3 bis Friedrichshagen, dann bis Rüdersdorf – Heinitzstraße oder mit dem RE bis Erkner, dann Bus 950 bis Rüdersdorf – Marktplatz

www.museumspark.de

Lampenschirme für Berlin: Baruther Glashütte

Die Lichter der Großstadt schimmerten einst durch Gläser aus der Provinz. Als Berlin sich Anfang des 20. Jahrhunderts zur Elektropolis wandelte, spielten die eleganten Milch- und Schleifglaslampenschirme aus Baruth, etwa 60 Kilometer südlich der Hauptstadt, eine wichtige Rolle. Heute befindet sich hier mit einem denkmalgeschützten Gebäudeensemble umgeben von Wald der „schönste Glasmacherort Europas“.

Im Glasstudio können Besucher erleben, wie mit Pfeife und anderen einfachen Werkzeugen Glas geformt wird. In weiteren Ateliers bieten Kunsthandwerker auf Voranmeldung Mitmachkurse im Seife gießen, Töpfern und Filzen. Im Hüttenbahnhof beschäftigt sich noch bis 22. August eine Sonderausstellung anlässlich des Kulturland-Themenjahres „Zukunft der Vergangenheit – Industriekultur in Bewegung“ mit den Werksiedlungen in Brandenburg. Für ein Wochenende oder Kurzurlaub bieten Gastgeber vor Ort originelle Übernachtungsmöglichkeiten wie die Museumsherberge in der Alten Schule.

Anreise aus Berlin: mit RE 5 bis Klasdorf

https://museumsdorf-glashuette.de

Ziegel für Prenzlauer Berg: Ziegeleipark Mildenberg

Es war ein Glücksfall für Berlin zur Gründerzeit: 50 Kilometer nördlich der Stadt stießen Arbeiter beim Bau von Gleisen auf Tonlagerstätten. Schnell entwickelte sich Zehdenick zu Europas größtem Ziegeleirevier. Lastkähne brachten die Ziegel kontinuierlich in die wachsende Metropole mit ihrem schier unstillbaren Hunger nach Baumaterialien. Ganze Stadtteile wie Prenzlauer Berg oder Straßenzüge wie die Karl-Marx-Allee wurden aus Mildenberger Ton gebaut.

Am Originalschauplatz in idyllischer Umgebung an der Havel erzählt der Ziegeleipark Mildenberg dieses Kapitel regionaler Industriegeschichte. Begehbare Ringöfen und Maschinenhallen verdeutlichen die Größenordnung der einstigen Produktion. Kinder können an Mitmachstationen selbst kurbeln, stapeln oder bauen und sich im Ziegelstreichen probieren. Highlight ist das Fahren mit der Feldbahn durch den Park. In den Ferien dürfen Kinder sogar einen Ziegeleibahn-Führerschein ablegen.

Anreise aus Berlin: mit RE5 bis Gransee, weiter mit dem Bus 854 oder RB12 bis Zehdenick, weiter mit Bus 838.

www.ziegeleipark.de

Hüte für Berliner: Stadt- und Industriemuseum Guben

Zylinder, Wollfilzhut oder Vigu: In der deutsch-polnischen Zwillingsstadt Guben-Gubin an der Neiße lässt sich die Geschichte der Hutherstellung nachverfolgen. Vor dem Zweiten Weltkrieg war Guben das Zentrum der europäischen Hutindustrie. In den 1920er Jahren gab es elf Hutfabriken, sieben Hutformenfabriken, zwei Maschinenfabriken und ein Hutstoffwerk. 7000 Menschen fanden hier Lohn und Brot. Gubener Kopfbedeckungen gingen in die ganze Welt, vor allem aber nach Berlin.

Zur Legende wurde der von Erich Honecker geschätzte Vigu-Hut. Das Stadt- und Industriemuseum in der ehemaligen Hutfabrik Wilke zeigt den imposanten Formstempel, mit dem der vollsynthetische Hut einst hergestellt wurde. Mit diesem und weiteren Exponaten erzählt es die Erfolgsgeschichte Gubens. In einer echten und einer virtuellen Hutprobierstation können sich Gäste Hüte aufsetzen. Mit Hilfe von VR-Brillen tauchen sie digital in die Werkstätten der Hutmacher ein. Kinder können an einer Musemsrallye teilnehmen und Fragen zur Hutgeschichte beantworten.

Anreise aus Berlin: mit der Regionalbahn bis Guben, dann 15 Minuten Fußweg

www.museen-guben.de

Moderne Landwirtschaft anno 1866: Landgut Stober

Klimatisierter Kuhstall, dampfbetriebene Feldbahnen, Kartoffelgarautomat: Auf seinem Landgut am Groß Behnitzer See realisierte Albert Borsig im 19. Jahrhundert seine Vision vom technisierten Agrarbetrieb der Zukunft. Erworben hatte der Unternehmer das heruntergekommene Anwesen, um die Arbeiter in seinen Fabriken mit gesundem Essen aus eigener Herstellung zu versorgen. Zu ihnen zählte die Maschinenbauanstalt der Familie Borsig im legendären „Feuerland“ in der Oranienburger Vorstadt, dem größten Lokomotivwerk in Europa.

Heute ist das Landgut ein friedvoller Ort für die kleine Auszeit vor den Toren der Stadt. Seit 2000 befindet sich in den historischen Backsteinbauten Brandenburgs erstes biozertifiziertes Hotel, das Landgut Stober. Hotelier Michael Stober führt Gäste gern persönlich durch die Backsteingebäude. In der historischen Brennerei wartet die Dampfmaschine „Dicke Bertha“ auf Besuch. Die Ausstellung „Landgut Stober und der Kreisauer Kreis“ informiert über die Verbindungen zwischen Borsig, Berlin und Brandenburg.

Arrangement: „Wohlfühlzeit“ für Familien buchbar vom 1.Juli bis 31. August. Es beinhaltet fünf Übernachtungen in einer Suite inklusive Bio-Frühstück, 3-Gang-Abendmenü und Picknickkorb am Anreisetag.

Anreise: mit der Regionalbahn bis Bahnhof Nauen, dann Bus 660 bis Groß Behnitz/Landgut Stober

www.landgut-stober.de

Die vorgestellten Ausflugsziele sind Teil des Touristisches Netzwerk Industriekultur in Brandenburg. Weitere Informationen über die Industriekulturstätten in Brandenburg und entlang der ENERGIE-Route Lausitzer Industriekultur bietet die Website www.industriekultur-brandenburg.de

Weitere Pressebilder zur Meldung:
www.press-area.com/tnib-ausfluege-2021/

Herausgeber:
Tourismusverband Lausitzer Seenland e. V.
Touristisches Netzwerk Industriekultur in Brandenburg
Am Stadthafen 2
01968 Senftenberg

Pressekontakt:
Sindy Brandt, Projektkoordinatorin
Mobil +49 1520 620 76 14
info(at)industriekultur-brandenburg.de

Über Touristisches Netzwerk Industriekultur in Brandenburg:
Das Touristische Netzwerk Industriekultur in Brandenburg (www.industriekultur-brandenburg.de) setzt sich seit 2017 für den tourismusfachlichen Austausch der bedeutendsten Industriekulturorte im Bundesland ein, organisiert gemeinsame Marketingmaßnahmen und knüpft Kooperationen mit touristischen Partnern. Aktuell gehören zum Netzwerk: „Alte Ölmühle“ Wittenberge, Brandenburgisches Textilmuseum Forst (Lausitz), Landgut Stober, Kunstgussmuseum Lauchhammer, Museumsdorf Baruther Glashütte, Museumspark Rüdersdorf, Neue Energien Forum Feldheim, Optikpark Rathenow, Schiffshebewerk Niederfinow, Sender- und Funktechnikmuseum Königs Wusterhausen, Stadtmuseum „Alte Burg“ Wittenberge, Stadt- und Industriemuseum Guben, Schwartzkopff-Siedlung mit ehemaligen Werksgelände in Wildau, Ziegeleipark Mildenberg und ZCOM Zuse-Computer-Museum Hoyerswerda.

Ebenfalls Mitglied des Netzwerkes ist die ENERGIE-Route der Lausitzer Industriekultur mit ihren Stationen Besucherbergwerk F60, IBA-Terrassen – Besucherzentrum Lausitzer Seenland, Sächsisches Industriemuseum Energiefabrik Knappenrode, Brandenburgisches Landesmuseum für Moderne Kunst im Dieselkraftwerk Cottbus, Technisches Denkmal Brikettfabrik Louise, Erlebnis-Kraftwerk-Plessa, Biotürme Lauchhammer, Gartenstadt Marga, Elektroporzellanmuseum Margarethenhütte Großdubrau.