Lutherjahr im Sächsischen Elbland: Renaissance und Reformation

An Originalschauplätzen im einstigen Bistum Meißen wird Reformationsgeschichte lebendig. Dabei geht es auch um eine skandalöse Hochzeit und die Entführung der Gebeine eines Heiligen.

Fotoshooting vor Schloss Hartenfels in Torgau zum Thema Luther mit Stadtführerin Silvia Meinel (2.v.l.) als Katharina von Bora. Foto: Dirk Brzoska

Meißen, 28. November 2016 (tpr) – Im Lutherjahr 2017 verdient das Sächsische Elbland besondere Beachtung. Hier, in der bedeutenden Kulturlandschaft rund um Dresden, fasste die Reformation Fuß. Das Vordringen und die Übernahme des florierenden katholischen Bistums Meißen war ein Meilenstein für die Bewegung. An Originalschauplätzen in Torgau, Meißen und Pirna sowie im Ort Weinböhla erinnern sehens- und hörenswerte Ausstellungen und Veranstaltungen an eine bewegte Epoche.

Torgau: auf Luthers Spuren

Torgau ist die prächtige Residenzstadt im Sächsischen Elbland. Martin Luthers neue Lehre fiel hier auf fruchtbaren Boden. So wurde Torgau eine der wichtigsten Wirkungsstätten des Theologen und politisches Zentrum der Reformation. Hier wurde die erste Taufe nach evangelischem Ritus vollzogen, die erste Predigt in deutscher Sprache gehalten und hier weihte Luther den weltweit ersten evangelischen Kirchenneubau: die Torgauer Schlosskapelle auf Schloss Hartenfels. Auch fand hier Katharina von Bora, die Ehefrau Luthers, ihre letzte Ruhe. In der Stadtkirche St. Marien ist ihr Epitaph zu besichtigen.

Schloss Hartenfels nimmt im Torgauer Lutherjahr eine besondere Rolle ein: Im Januar wird das Gedenkjahr hier mit der Marienvesper von Claudio Monteverdi unter musikalischer Leitung Gregor Meyers eröffnet. Vom 19. Mai bis 31. Oktober lädt die Ausstellung „Torgau – Residenz der Renaissance und Reformation“ in den Schlossräumen zum Streifzug durch die Geschichte. Und vom 5. bis 8. Oktober wird mit einem geistlich-künstlerischen Fest der Weihe der Schlosskirche gedacht.

An weiteren Orten der Residenzstadt folgen musikalische Lesungen, Konzerte und vieles mehr. Dazu zählen der Friedenslauf von Rom über Torgau nach Wittenberg im Mai, die Torgauer Festwoche der Kirchenmusik im Juni und der Katharina-Tag, ebenfalls im Juni. Und in der Alten Superintendentur, in der einst die Torgauer Artikel verfasst wurden, können Besucher im Lutherzimmer Vers für Vers die Bibel abschreiben. Das Projekt läuft seit Beginn der Lutherdekade 2008. Eine multimediale Ausstellung zur Reformationsgeschichte rundet das Erlebnis ab.

Meißen: Streifzüge durch Reformation und Gegenreformation

1539 hielt die Reformation in der heute für feines Porzellan verehrten Stadt Meißen Einzug. Symbolhaft dafür steht die Zerstörung eines Heiligengrabes im Meißner Dom: Bischof Benno von Meißen (1010-1106) wurde 1523 heiliggesprochen. Luther lehnte die Heiligenverehrung ab und sprach sich auch gegen die seit dem 13. Jahrhundert bezeugte Verehrung des Grabes Bennos aus. Kurz darauf wurde die Grabstätte zerstört. Seine sterblichen Überreste sollten in die Elbe geworfen werden, wurden jedoch rechtzeitig in Sicherheit gebracht und später nach Bayern überführt. Im Kontext der Gegenreformation wurde der Heilige Benno zum Stadtpatron Münchens und Landespatron Bayerns ernannt. Seine „Rückkehr“ erfolgte mit der Wiederbelebung des Katholizismus in Sachsen im 18. Jahrhundert. Heute ist Benno Schutzpatron des Bistums Dresden-Meißen.

2017 zeigt die Albrechtsburg in Meißen mit ihrem berühmten Dom, dem einstigen Bischofssitz Bennos, eine Ausstellung über das Leben und Wirken des Geistlichen. „Ein Schatz nicht von Gold. Benno von Meißen – Sachsens erster Heiliger“ erzählt vom 12. Mai bis 5. November seine Geschichte im Kontext von Macht, Glaube, Streit, Politik und nicht zuletzt von Reformation und Gegenreformation.

Pirna: Einladung ins Tetzelhaus

Der Ablassprediger Johann Tetzel gilt als Antagonist Luthers. Einige Quellen nennen Pirna als seinen Geburtsort. 1465 soll der Dominikanermönch in der Schmiedestraße 19 geboren sein. Im Rahmen von Stadtführungen ist das „Tetzelhaus“ zu besichtigen. 1381 erbaut, besitzt es die älteste mittelalterliche Bohlenstube Sachsens und den zweitältesten Dachstuhl Pirnas. Interessierte können von Ostern bis September jeweils am letzten Sonntag im Monat sowie am 31. Oktober an der Führung „Pirna und die Reformation in Sachsen“ teilnehmen. Der Altstadtrundgang führt unter anderem auch zur Marienkirche, die in katholischer Zeit begonnen und erst nach der Reformation fertiggestellt wurde.

Weinböhla: zu Gast bei Luthers Hochzeit

Auch andernorts wird im Sächsischen Elbland der Reformation gedacht. Weinböhla gestaltet am 13. Mai die Hochzeitsfeier von Martin Luther und Katharina von Bora musikalisch nach. Die Heirat eines ehemaligen Mönches mit einer entlaufenen Nonne sorgte unter Zeitgenossen für Entsetzen. Zwei gottgeweihte Menschen brechen ihr Gelübde: Selbst Freunden des Reformators war das zu viel. Luther ließ sich jedoch nicht umstimmen und trat am 13. Juni 1525 vor den Traualtar der Stadtkirche Wittenberg, um die 16 Jahre jüngere Katharina zu ehelichen. In Weinböhla wird das Ereignis als Wandelkonzert zelebriert: mit geistlicher Hochzeitsmusik des Berliner Ensembles „Capella de la Torre“ in der St. Martinskirche, Renaissancetanz der Nürnberger Tanzkünstler „Les Apricots“ im Zentralgasthof und festlichem Ausklang im historischen Weinböhlaer Weingut Peterkeller.

Eine Übersicht über diese und weitere Veranstaltungen sowie Sonderausstellungen im Lutherjahr 2017 liefert der Tourismusverband Sächsisches Elbland im Internet unter www.elbland.de. ?


Lutherjahr 2017 im Sächsischen Elbland:

TORGAU

9. Januar 2017, 18 Uhr
Eröffnung des Reformationsjahres in Torgau
Marienvesper von Claudio Monteverdi unter musikalischer Leitung Gregor Meyers
Schloss Hartenfels, Schlosskapelle

19. Mai bis 31. Oktober 2017
Sonderausstellung
„Torgau – Residenz der Renaissance und Reformation“
Schloss Hartenfels, Flügel D

5. bis 8. Oktober 2017
Festtage zur Weihe der Schlosskapelle
Schloss Hartenfels, Schlosshof, Schlosskapelle und Torgauer Altstadt

www.tic-torgau.de

MEISSEN

8. April bis 5. November 2017
Sonderausstellung
„Luther, Lieder und Kanzlei“
Stadtmuseum Meißen
www.stadt-meissen.de

12. Mai bis 5. November 2017
Sonderausstellung
„Ein Schatz nicht von Gold. Benno von Meissen – Sachsens erster Heiliger“
Albrechtsburg Meissen
www.benno.schloesserland-sachsen.de 

PIRNA

Ostern bis September 2017,
jeweils am letzten Sonntag im Monat sowie am 31. Oktober
Stadtführung „Pirna und die Reformation in Sachsen“
Pirna
www.pirna.de 

WEINBÖHLA

13. Mai 2017
Wandelkonzert „LUTHER – EIN FEST. Musik, Tanz und Wein“
St. Martinskirche, Zentralgasthof Weinböhla, Weingut Peterkeller
Weinböhla
www.kirchgemeinde-weinboehla.de 

COSWIG

23. Juni bis 23. Juli 2017
Sonderausstellung
„Martin Luther – Sein Leben und Wirken in Zinnfiguren-Dioramen“
Karrasburg Museum Coswig
www.karrasburg.de 

Online-Pressebildarchiv mit passendem Bildmaterial zum Thema:
www.elbland.de/service/presse-bereich/bildarchiv

Herausgeber:
Tourismusverband
Sächsisches Elbland e.V.
Fabrikstraße 16, 01662 Meißen
T: +49 3521 76350
E-Mail: info(at)elbland.de
www.elbland.de

Pressekontakt:
Anne Jungowitz
THIEL Public Relations e.K.
Ostra-Allee 35, 01067 Dresden
T.: +49 351 3148892
E-Mail: presse(at)elbland.de

Über das Sächsische Elbland:
Das Sächsische Elbland bezeichnet das Gebiet beiderseits der Elbe zwischen Dresden und Torgau im Freistaat Sachsen. 850 Jahre Weinbautradition, fürstliche Kulturdenkmäler, die Wiege der europäischen Porzellanherstellung und Zeugnisse der Reformation bilden mit der malerischen Flusslandschaft der Elbe sowie urwüchsigen Mischwäldern und weitläufigen Teich- und Heidelandschaften ein reizvolles Ziel für anspruchsvolle Kultur- und entspannte Rad- und Wanderurlauber.