Innovationen, Weltneuheiten und kluge Köpfe: Neue Audioguides zu Brandenburgs Industriegeschichte

Mit Audioguides fürs Smartphone können sich Besucher auf eigene Faust auf Spurensuche begeben und Industriekultur in Hörgeschichten erleben.

Museumsdorf Baruther Glashütte. Bildnachweis: Museumsdorf Baruther Glashütte, Michel Klehm

Museumsdorf Baruther Glashütte. Bildnachweis: Museumsdorf Baruther Glashütte, Michel Klehm

Senftenberg, 15. Dezember 2021 (tpr) – Stillgelegte Fabriken, durchdachte Arbeitersiedlungen, verlassene Tagebaue: Jede Stätte der Industriekultur hat spannende Geschichten zu erzählen. Von genialen Erfindungen, kühnem Unternehmertum, harter Arbeit und vielem mehr. So auch in Brandenburg, wo es besonders viele sehenswerte Orte zum Thema gibt. Ein Teil dieser Geschichten erscheint nun unter dem Motto „Industrielle Utopien – einst und jetzt“ erstmals als Audioguide für das Smartphone.

Den Anfang machen sechs Standorte des Touristischen Netzwerks Industriekultur in Brandenburg. Kulturland Brandenburg unterstützte die Produktion im Rahmen des aktuellen Themenjahrs „Zukunft der Vergangenheit – Industriekultur in Bewegung“. Die Audioguides sind über die kostenfreie App „Hearonymus“ abrufbar. Die folgenden Standorte sind bereits dabei.

Wittenberge: Auf den Spuren der Öl- und Nähmaschinenwerke

„Stadt der Nähmaschinen“: Diesen Titel trug Wittenberge lange Zeit mit Stolz. Die Geschichte beginnt mit der amerikanischen „Singer-Manufacturing-Company“ und ihren edlen, schwarzen und kunstvoll verzierten Fabrikaten. 1903 eröffnete Singer ein Werk in Wittenberge. Bis 1945 verließen 6,5 Millionen Nähmaschinen den Standort. Nach dem Zweiten Weltkrieg schrieb der Volkseigene Betrieb „Veritas“ die Erfolgsgeschichte weiter. Aber Wittenberges Industriegeschichte hat noch einen weiteren, weniger bekannten Aspekt: Im 19. Jahrhundert befand sich hier die größte Fabrik für Öle, Fette und Schmiermittel in Europa.

Der Audioguide führt die Besucher von Wittenberge mittels integrierter Karte an genau jene Stätten, an denen die Industriegeschichte der Stadt einst geschrieben wurde – und zum Teil noch immer geschrieben wird. Illustriert werden die Hörbeiträge durch Fotos und Videos.

Optikpark Rathenow: Brillengläser und Weltzeituhr

Optik: Das ist das große Thema der Stadt Rathenow, 70 Kilometer westlich von Berlin. Den Grundstein legte Johann Heinrich August Duncker mit seiner Vielspindelschleifmaschine, die er 1801 patentieren ließ. Die Erfindung machte Brillen erschwinglich. In der DDR war die Stadt an der Havel Hochburg der Brillenglasproduktion und Mikroskoptechnik. Noch heute werden in Rathenow mehr als vier Millionen Brillengläser pro Jahr geschliffen.

Im Optikpark Rathenow auf dem Gelände einer ehemaligen Landesgartenschau tauchen Besucher in die Welt der Optik ein. Hier erblühen Strahlenbeete in den Spektralfarben. Kinder klettern im Teleskop oder Kristall. Vor Spiegelwänden können Besucher viel Spaß haben. Der Audioguide führt in elf Kapiteln durch den Park. Er greift die Geschichte der optischen Industrie auf und erklärt die Besonderheiten des Parks. Außerdem lässt er den Gestalter der Weltzeituhr zu Wort kommen. Diese wurde in den Rathenower optischen Werken gebaut und ist heute das Wahrzeichen Berlins am Alexanderplatz.

Museumsdorf Baruther Glashütte: Lampenschirme und Thermosflaschen

Lampenschirme aus Brandenburg für die Lichtstadt Berlin und die lichthungrige Welt: Als das Petroleum und das elektrische Licht im 19. Jahrhunderts die Welt neu beleuchteten, spielte Milchglas aus der Baruther Glashütte eine entscheidende Rolle. Doch die Geschichte des Standorts reicht wesentlich weiter zurück. Bereits 1716 unterzeichnete Graf Friedrich Sigismund zu Solms-Baruth den Vertrag zum Bau einer Glashütte. Sand als Rohstoff und Holz zur Feuerung der Glasöfen waren ausreichend vorhanden. Aber erst dank des Berliner Glashungers im 19. Jahrhundert gelang der Durchbruch. Die Baruther Glashütte wurde größter Glaserzeuger in Brandenburg. Auch eine weltbekannte Erfindung ist mit dem Ort verknüpft. 1903 schuf der aus Glashütte stammende Glasmachersohn Reinhold Burger in Berlin die Thermoskanne. Heute knüpfen Kunsthandwerker und Händler im Museumsdorf Baruther Glashütte an die Tradition der Glasmacherei an.

Der Audioguide zum Museumsdorf erzählt in sechs Kapiteln aus der glorreichen Geschichte des Handwerks. Dabei kommt sogar Reinhold Burger, Erfinder der Thermosflasche, in historischen Tondokumenten zu Wort. Die Besonderheit des heutigen Museumsdorfes erläutert Museumsleiter Georg Goes in einem Hörstück.

Neue Energien Forum Feldheim: Rundgang durch das energieautarke Dorf

Vom Verbraucher zum Erzeuger: Ein Dorf in Brandenburg erzeugt schon seit mehr als zehn Jahren seinen eigenen Strom. Die Rede ist von Feldheim, 80 Kilometer südwestlich von Berlin. Mit vier Windrädern begann 1995 die Transformation des Ortes zum Musterbeispiel der Energiewende. Der Ort ist seit 2010 energieautark. Strom und Wärme stammen aus erneuerbaren Energiequellen.

Auf einem Rundgang erkunden Besucher auf eigene Faust das Dorf und erfahren mit dem Audioguide an fünf Hörstationen, wie Windpark, Biogasanlage, Regelkraftwerk und Wärmeverteilzentrum funktionieren.

Biotürme Lauchhammer: Landmarke mit Aussichtskanzel

Sie zählen zu den rätselhaftesten Monumenten in Brandenburg: die 24 Klinkertürme von Lauchhammer, zehn Kilometer westlich von Senftenberg. Der Audioguide klärt auf: Die 22 Meter hohen Türme sind die Reste einer einstigen riesigen Kokereianlage. In den 1950er Jahren wurde hier erstmals aus Braunkohle Hochtemperaturkoks für die Verhüttung von Eisenerz hergestellt. Die phenolhaltigen, giftigen Abwässer wurden in den Türmen in einem biologischen Verfahren bis zu einem bestimmten Grad geklärt – zum Leidwesen der Bewohner von Lauchhammer, die bis zur Wende immer bei Westwind einen Gestank wie von faulen Eiern ertragen mussten.

In sechs Kapiteln des Audioguides erklärt ein Zeitzeuge wie die Kokerei entstand und funktionierte. Propagandafilmaufnahmen aus dem Archiv zeigen die Produktion vor Ort. Der Architekt, der die Sanierung der Biotürme begleitete, beschreibt, wie die Anlage zum Ausflugsziel mit Aussichtskanzel wurde.

Brikettfabrik Louise: Dampfbetriebenen Maschinen lauschen

Eine Fabrik wie ein Uhrwerk: Die Brikettfabrik Louise in Domsdorf, zehn Kilometer nördlich von Bad Liebenwerda, gilt als Meisterwerk deutscher Ingenieurskunst. 1882 wurde das Werk in Betrieb genommen. Es tat über 100 Jahre Dienst – und die Maschinen können noch immer in Bewegung gesetzt werden! Seit 1992 ist die Louise, die älteste funktionsfähige Brikettfabrik der Welt, ein Technisches Denkmal. Bei Führungen können Gäste die über 130 Jahre alten Maschinen, die Pressen, Tellertrockner und Flammrohrkessel, in Aktion erleben.

Der Audioguide zur „alten Dame“, wie sie von ihren Freunden liebevoll genannt wird, wird derzeit fertiggestellt und soll demnächst in der App zur Verfügung stehen. Dann können Besucher auch während der Winterschließzeit der Anlage Spannendes über die Anfänge der Braunkohleveredelung erfahren. Eine Besonderheit ist historisches Filmmaterial, das die Hörstücke ergänzt.  

Download des Audioguides

Die Audioguides des Touristischen Netzwerks Industriekultur Brandenburg können auf dem Smartphone über die Hearonymus-App heruntergeladen werden.
Weitere Informationen zu den vorgestellten Industriekulturorten bietet die Webseite des Netzwerkes unter www.industriekultur-brandenburg.de. ■

Pressebilder zur Meldung zum Download:

press-area.com/tnib-audioguides

Herausgeber:
Tourismusverband Lausitzer Seenland e. V.
Touristisches Netzwerk Industriekultur in Brandenburg
Am Stadthafen 2
01968 Senftenberg

Pressekontakt:
Sindy Brandt, Projektkoordinatorin
Mobil +49 1520 620 76 14
info(at)industriekultur-brandenburg.de

Über Touristisches Netzwerk Industriekultur in Brandenburg:
Das Touristische Netzwerk Industriekultur in Brandenburg (www.industriekultur-brandenburg.de) setzt sich seit 2017 für den tourismusfachlichen Austausch der bedeutendsten Industriekulturorte im Bundesland ein, organisiert gemeinsame Marketingmaßnahmen und knüpft Kooperationen mit touristischen Partnern. Aktuell gehören zum Netzwerk: „Alte Ölmühle“ Wittenberge, Landgut Stober, Kunstgussmuseum Lauchhammer, Museumsdorf Baruther Glashütte, Museumspark Rüdersdorf, Neue Energien Forum Feldheim, Optikpark Rathenow, Schiffshebewerk Niederfinow, Sender- und Funktechnikmuseum Königs Wusterhausen, Stadtmuseum „Alte Burg“ Wittenberge, Stadt- und Industriemuseum Guben, Schwartzkopff-Siedlung mit ehemaligen Werksgelände in Wildau, Ziegeleipark Mildenberg und ZCOM Zuse-Computer-Museum Hoyerswerda.

Ebenfalls Mitglied des Netzwerkes ist die ENERGIE-Route der Lausitzer Industriekultur mit ihren Stationen Besucherbergwerk F60, IBA-Terrassen – Besucherzentrum Lausitzer Seenland, Sächsisches Industriemuseum Energiefabrik Knappenrode, Brandenburgisches Landesmuseum für Moderne Kunst im Dieselkraftwerk Cottbus, Technisches Denkmal Brikettfabrik Louise, Biotürme Lauchhammer, Gartenstadt Marga, Elektroporzellanmuseum Margarethenhütte Großdubrau.